Samstag, 12. April – Sonntag, 25. Mai 2025
anbade Samstag den 12. – 17:35 – Unterelbe – auflaufendes Wasser –
auf dem Weg zu meinem Anbaden in der auflaufenden Unterelbe stoppe ich an dem Ort, wo in dieser Gegend so ziemlich alles angefangen hat. Das rosa Haus hinter den ausschlagenden Bäumen steht leer. Das ist in den Vierlanden kein Alleinstellungsmerkmal wie aufmerksame Beobachter*innen leicht erkennen, wenn sie nicht allzu zu schnell fahren.

Für das unten abgebildete verfallende Gebäude, es befindet sich in Staatsbesitz, hat der Grüne Zirkel Vier- und Marschlande ein Nutzungskonzept erstellt. Nach der Wiederherstellung soll das „Riepenburger Gutshaus der Natur“ Räume fürs gemeinsame Lernen, Erleben und Gestalten öffnen. Die Autoren Werner Diedrichs, Georg Eggers und Rolf Wobbe schrieben dazu, dass die Kulturlandschaft in diesem südlichsten Teil der Stadt – vom Zollenspieker bis zur St. Severini-Kirche und von dort über den Kiebitzdeich zum Kiebitzbrack – einen Schatz innerhalb Hamburgs darstelle, „der aus vielerlei Gründen wertgeschätzt werden sollte“. Ich stimme zu und radle an diesem warmen Nachmittag von der Einmündung des Kirchwerder Mühlendammes Richtung Kiebitzbrack. Diese Strecke zieht sich so, dass ich jedesmal überzeugt bin, bereits übers Ziel hinausgeschossen zu sein.

Nach dem Anbaden
An den umgebenden Elblandschaften kann ich mich nicht sattsehen. Und an den nackten Füßen fühle ich, wie das Elbvorland vom Wasserstand des Flusses beeinflusst wird. Wenn eine lange genug stillsitzt, spürt sie den Einfluss der Flut am eigenen Leibe. Und das Fahrrad steht dann im Wasser.

Auch die Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrar schwärmt: „Die strukturreiche Abfolge des geologischen Geländeprofils im Zusammenhang mit dem maritim-kontinentalen Übergangsklima bewirkt, dass hier Arten vorkommen, deren Hauptverbreitungsgebiet in südlicheren bzw. östlicheren Regionen liegt und somit in diesem Bereich an die Grenzen ihres natürlichen Vorkommens stoßen.“ Das Ergebnis ist eine sehr artenreiche Flora und Fauna, in einer für Norddeutschland einzigartigen Zusammensetzung. Die Elbwiesen vorm Deich stellen für zahlreiche in Hamburg stark gefährdete Vögel wie Kiebitz, Neuntöter, Wiesenpieper und Rotschenkel ein wertvolles Brutrevier dar.

Der Sonntag schmeißt mich ins Elementare. Ihr wisst schon: Feuer, Wasser, Luft, Erde. Tagesstart mit dem Luftelement, dem windigen. „Besser als ein AKW“, befand neulich ein jugendlicher Passant angesichts der Windräder. Auch mich erfreut so ein Anblick inzwischen.

„Besser als ´n AKW“
Die Alternative zur Nutzung von Wind und Sonne liegt m. E. im Runterfahren oder Ausschalten überflüssiger Stromverbraucher und Produktionen. Und wenn jemand wirklich seine Energie für die heimische Vogelwelt einsetzen möchte, gibt es ganz viele schöne und effiziente Möglichkeiten jenseits von Windrad-Bashing. Auch wenn einer/m die Kulturlandschaft am Herzen liegt, breiten sich prima Betätigungsfelder aus, siehe oben.
Kommen wir zum Feuer: Der zweite Sonntag im Monat ist Backtag. Thomas – vom Freundeskreis Hof Eggers – hat im dortigen Backhaus den großen Ofen befeuert. „Das Holz erhitzt den Stein, der Stein backt das Brot“, erklärt der professionelle Hobbybäcker.

Es dauert drei Stunden, bis der große Ofen die richtige Backtemperatur hat. Unterhalte mich derweil mit Thomas über alte und neue Bräuche. Früher gehörte zu jedem Bauernhof ein Backhaus. Es wurde wegen der Brandgefahr in einiger Entfernung von den übrigen Gebäuden errichtet. Das Backhaus auf Hof Eggers musste 1925 wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Gut 80 Jahre später hat der Freundeskreis ein neues errichtet, wo nun wieder wie in alten Zeiten regelmäßig Backtage stattfinden.

Um den Ofen zur Weißglut zu bringen, muss Thomas zwischendurch nochmal Scheite nachlegen.
Auf der Infotafel über „Brotbacken auf dem Lande“ lese ich, dass, wenn alle Steine an der Deckenwölbung im Inneren des Ofens weißglühend waren, mit einer sogenannten Krücke Glut und Asche aus dem Ofen gezogen wurden.

Thomas zieht Glut und Asche aus dem Ofen.
Danach wird der Boden des Ofens mit einem nassen Sack an einer langen Stange, genannt Schleuder, gereinigt. All das erfordert 1000%ige Aufmerksamkeit sowie Geschick und Erfahrung. Nun kommt das Element Wasser ins Spiel, hier in Gestalt von Dampf. Und im Backhaus wird es warm.

Die Brote sind unwiderstehlich. Und als unverbesserliche Visionär*innen träumen nun einige davon, direkt auf der Ohe den Kreislauf „Brot zum Korn“, sprich von biologischem Anbau von Getreide, das in der Riepenburger Mühle gemahlen wird, und Backtagen in größerem Umfang. Mut und Fantasie mögen uns so wenig ausgehen wie Brot und Salz!

Auf die Begegnung mit dem Element Erde haben mich zwei alte Postkarten vorbereitet, auf der handgemachten Recycling-Brottüte:

Hier ist ein typischer Bauerngarten zu sehen, wie es sie heute kaum noch gibt. In den Vierlanden bestand er traditionell aus dem Boomhoff mit Obstbäumen, dem Kohlhoff mit Gemüse und dem Krühoff mit Kräutern und Blumen.

Als mir Altbauer Georg Eggers das oben kurz angerissene Konzept „Riepenburger Gutshaus der Natur – Miteinander lernen, erleben, gestalten im Herzen der Kulturlandschaft Vierlande“ in die Hand drückte, fiel mein stets auch auf Lektüre fokussierter Blick auf ein Buch: „Der Garten auf Hof Eggers in der Ohe“ von Christine Dammann. Durfte es kurz ausleihen und setzte mich damit in ebenjenen Garten. Das Buchsbaumrondell war zwischenzeitlich mal anderer Nutzung gewichen, als in den 1960ern aus dem geformten Garten eine Rasenfläche wurde. Christine und Georg Eggers haben in den 1980ern – „während der Umdenkzeit“ steht auf dem Gartenplan – Teile des alten Bauerngartens rekonstruiert und auch ein Buchsbaum-Rondell gepflanzt.

Die alte Lindenlaube ist erhalten geblieben und bietet im Sommer ein schattiges Plätzchen. Georg erklärt, die Bäume müssten alle zwei Jahre radikal runtergeschnitten werden, damit sie wieder ein Laubdach bilden.

„Linden und Efeu schützen vor Regen und Sonne“, weiß Georg aus Erfahrung.
Georgs Großeltern hatten das Katzenkopfsteinpflaster entfernt. Die Steine finden sich heute an den Steingarten genannten Beeten entlang des Hauses, als Befestigung. Sie fangen das Wasser auf, das vom Reetdach tropft.
Solche zugänglichen alten Bauerngärten gibt es kaum noch. Reinsetzen und sich wohlfühlen, sich geborgen fühlen und geerdet … danke!

informiere Sonntag den 25. – 15:00 – Trecker – Hof Eggers in der Ohe – Kirchwerder – Vierlande – Hamburg –
und damit wird dieser Blog richtig zukunftsweisend, denn noch sitze ich am Schreibtisch in Altona. Aber ich würde euch so gerne zum Frühlingsfest locken, auf eine grüne Insel im Strom der Zeit, die nur auf alten Fotos so bräunlich unbelaubt erscheint:

Zweimal im Jahr feiern wir vom Hof Eggers und dessen Freundeskreis ein Fest, bei dem ihr den Hof besser kennenlernen und in vollen Zügen genießen könnt. Am Sonntag, den 25. Mai ist es wieder soweit. Und ich darf auf den Trecker steigen und Interessierten von der eindrucksvollen Tradition der biologischen Landwirtschaft auf den Weiden und Äckern der Ohe erzählen. Keine Sorge, lasse mich zuvor ausführlich von jemandem beraten, der seiner Zeit immer ein wenig voraus ist, von Altbauer Georg Eggers. Freu mich auf euch und eure Fragen (Sonntag, 25. Mai, 15 Uhr, Trecker).

Von den Menschen auf der Ohe können wir über ofenfrische Neuigkeiten und 600 Jahre Landwirtschaftsgeschichte lernen.
Gerade habe ich noch mal in der fetten Schwarte von Sandor Ellix Katz geblättert, der auf über 600 großen Seiten „Die Kunst des Fermentierens“ feiert, und mich als ausgesprochen Biophile und Selbstermächtigerin über den Hinweis gefreut, dass die Fermentierung zu erlernen nicht nur biophiles Bewusstsein erweitert, sondern auch Macht verleiht! Weil wir nämlich damit lernen, für uns zu sorgen. Und da sehe ich, dass am Sonntag (25.05.) beim Hoffest auf Hof Eggers neben all den anderen Lustbarkeiten ein Fermentier-Workshop stattfindet (Anmeldung unter https://hof-eggers.de).